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Die Entstehung der Wiener Musik

Anfang des 19. Jahrhunderts war in Wien, von dem was wir heute unter Wiener Musik verstehen, noch keine Rede. Volkssänger, Harfenisten und sogenannte Bratlgeiger, sogenannt, weil sie als Gage ein Abendessen (Braten) bekamen,Spaßmacher, oft grell geschminkt und kostümiert, traten auf der Pawlatschen (meist eine Kellertüre über 4 Fässer gelegt), auf. Es gab viele kurios anmutende Musikinstrumente-Zusammenstellungen, wie Waldhörner mit Zither, Harfenisten mit Harmonika und Klarinetten, die sich noch bis Ende des Jahrhunderts hielten, u.v.m. Man spielte ländliche Melodien, sang gerne Spottlieder auf diverse Berufsstände, aber auch Zoten. Etwa ab 1840 traten auch die ersten Volkssängerinnen auf und wurden vom Publikum, in der bisher von Männern beherrschten Szene, begeistert aufgenommen.

Durch den Ausbau der Stadt ab Mitte des Jahrhunderts, der Schleifung der Basteien, heute die Ringstraße, und der Eingemeindung der Vorstädte, erfolgte eine ungeheure Arbeiter-einwanderungswelle aus der ganzen Monarchie.

Innerhalb von 100 Jahren wuchs die Stadt von 272.000 auf 1,430.000 Einwohner. Die Menschen, die an diesem gewaltigen Bauvorhaben mitwirkten, wie Ungarn, Italiener, Böhmen, Slowaken und andere, brachten aber auch ihre Musik und Lieder mit und damit kam der slawische Ton in die bisher vom ländlichen Stil geprägte Musik.

Es begann die Umschmelzung der ober- und niederösterreichischen, oder steirischen Weisen zu 'Weana Tanz'. Jodler wurden zu Dudlern und Tänze zu solchen, die man nicht tanzen kann. Diese Mischung aus Fröhlichkeit und Schwermut, mit stellenweisen starken Stimmungsschwankungen, eigenwilliger Harmonik, Tempowechsel, Tempoverschleifungen und Verzierungen stellt damit ein derartiges Charakteristikum dar, daß sie fast nur von Wienern nachproduziert werden kann. Komponisten und Textdichter holten sich aus diesem einzigartigen Flair ihre Inspiration.

Die Texte der Wienerlieder werden oft als verlogen bezeichnet. Es sind die Märchen jener Menschen, die durch das Zuschütten der Bäche, den Verlust ihrer Ortsgrenzen, ihre Identifikation verloren. Diese wachsende Stadt brauchte immer mehr Wohnplatz, auch die letzten Hutweiden wurden mit Vorstadt-Zinskasernen zugebaut, in der auf einmal fremdsprachige Menschen lebten, die man nicht verstand. Ist es da ein Wunder, daß sich die Wiener, zumindest in den Liedern, eine Traumwelt erschufen und von der 'guaten alten Zeit' schwärmten?
Als dann die Brüder Schrammel mit Georg Dänzer und Anton Strohmayer, durch ihre Kompositionen und ihren unverwechselbaren Klang, sozusagen die 'Kammermusik des einfachen Volkes' hervorbrachten, gab die Besetzung zwei Geigen, eine Kontragitarre und eine Harmonika oder G-Klarinette einem ganzen Musikstil den Namen - 'Schrammelmusik'. Ebenso wie die Mitglieder der Straußdynastie, waren auch die Schrammeln beim Adel hoch angesehen und beliebt, und reisten durch ganz Europa, ja sogar bis nach Amerika.

Wiener Musik, gut gespielt und gesungen, ist das Kulturgut, die ureigenste Ausdrucksform unseres Lebensraumes. Keine andere Stadt der Welt hat eine eigene Musik, wir haben sie und sind, vielleicht ein bißchen zuwenig, stolz auf sie.

Otti Neumeier, Wiener Volksliedwerk

Weana Gmüat Schrammeln

 

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